Dominik Tesserraux im Gespräch

„Symmetrie beruhigt das Auge“

Klare Formen und die Reduktion auf das Wesentliche: Im blue-Interview in seinem Potsdamer Lieblingspark erzählt Dominik Tesseraux, wie ihm mit dieser Formel zeitloses Design fern von jedem Firlefanz gelingt. Für seine Entwürfe, vor allem im Bad und Küchenbereich, wurde er mehrfach ausgezeichnet.

„blue“-Magazin Erst Stahlemaille, jetzt die Wanne aus Stoff – welches Material war für Sie als Designer die größere Herausforderung? 

 

Dominik Tesseraux Mit Stahl haben wir ja bereits einige Erfahrungen gesammelt, und es ist definitiv ein Material, mit dem das Gestalten schwierig ist. In der Umsetzung ist es dann immer wieder ein Ausloten und Abwägen. Stoff ist diesbezüglich sicherlich einfacher zu handhaben. 

Varianten und Details sind schneller erstellt und die Kosten sind geringer. Ich finde den Umgang mit Stoff reizvoll, und gerade für uns, die wir bis hierhin nur wenig Berührung mit dem Material hatten, war das spannend. 

„Ein wesentlicher Anspruch war dabei für uns, dem Produkt eine haptische Komponente zu verleihen, da ist man dann natürlich auch schnell bei Textilien.“


blue Sie sagten einmal, dass die Frage nach dem Warum immer an erster Stelle eines jeden Projektes steht, das Sie entwerfen. Also: Warum eine Außenhaut aus Stoff für eine Badewanne? 

 

Tesseraux Die Stoffwanne ist eine Reaktion auf Tendenzen des Bades hin zum Wohnen. Ein wesentlicher Anspruch war dabei für uns, dem Produkt eine haptische Komponente zu verleihen, da ist man dann natürlich auch schnell bei Textilien. Das Konzept ist aber auch eine Ableitung aus unserer Sortimentslogik, die schon die Serie BetteLux Shape hervorbrachte. Die Idee dieser Logik ist einfach. Eine Metamorphose vom einfachen Einbauartikel hin zum Interieurprodukt. So können unterschiedliche Zielgruppen mit einem Produkt angesprochen werden, und das Marketing kann in verschiedenen Kanälen arbeiten. Ein interessantes Thema. 

Vita
1966 in Bensheim (Hessen) geboren, Lehre zum Möbeltischler, Studium Produktdesign, Fachhochschule Darmstadt

1995–2000 Produktdesign bei Neumeister Design München, Artefakt Darmstadt und Phoenix Design Stuttgart

2001 Gründung seines Büros Tesseraux & Partner

blue Wie gehen Sie vor, wenn Sie ein neues Projekt beginnen? 

 

Tesseraux Unsere Herangehensweise kann sehr unterschiedlich sein, hat aber immer eine klare Haltung als Gemeinsamkeit: Uns ist wichtig, dass neue Produkte nicht nur Produktionsfutter sind, sondern dass sie das Unternehmen und den Produkttyp nach vorne bringen. Manchmal sind das dann große Schritte und manchmal eben auch nur kleine. Für uns ist nicht wichtig, wie viele Produkte wir gestalten, sondern welche Akzente wir gemeinsam mit den Unternehmen am Markt setzen können. 

 

blue Sie mögen es symmetrisch. Warum? 

 

Tesseraux Wir sind überwiegend im Bereich Bad und Küche tätig. Hier haben die Produkte meist einen hohen Anschaffungswert und eine lange Standzeit in der Architektur. Das Design solcher Produkte sollte also zeitlos und klar sein. Symmetrie beruhigt das Auge und integriert gut, ist also in diesem Sinne ein probates Gestaltungsmittel. Man sollte Symmetrie aber auch nicht als Zwang oder Maxime sehen. Für mich persönlich ist sie eine gute Plattform für das Lebendige und Chaotische. Also die Mischung macht’s. 

blue Berlin ist die Hauptstadt der Kreativen, warum arbeiten Sie nebenan, in Potsdam? 

 

Tesseraux Obwohl ich in meiner beruflichen Laufbahn in großen Städten wie München, Stuttgart oder Berlin gelebt habe, zieht es mich instinktiv immer wieder in Gegenden wie Potsdam. Vermutlich, weil ich in einem kleinen überschaubaren Ort mit viel Natur drum herum aufgewachsen bin. Potsdam ist als Stadt in einem stetigen Wandel, architektonisch und gesellschaftlich. Das finde ich sehr spannend und inspirierend. 

 

blue Sie arbeiten für Bette, entwarfen schon viele Produkte für Bäder. Was gefällt Ihnen daran? 

 

Tesseraux Das Bad ist ein komplexer Bereich, in dem verschiedene Aspekte und Anforderungen zusammenkommen, vergleichbar zur Küche. Im Bad stehen die Funktion und ein architektonischer Bezug deutlich im Fokus. Da steckt für mich viel Potenzial drin. Die Sanitärbranche ist zudem eine der stabilsten und innovativsten, da macht es einfach Spaß als Designer. 

blue Eine Frage zum Schluss. Kann man als Designer unbefangen auf die Welt schauen oder denken Sie beim Kaffeetrinken: „Welch hässliche Tasse“?  

 

Tesseraux Die Reflektion gehört zum Gestalter, wie der Stein zum Maurer. Es ist eine Grundlage seines Schaffens. Ob man Reflektion immer mit einer Wertung abschließt, ist sicherlich eine Typfrage und hat letztlich etwas mit Lebenserfahrung zu tun. 

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